· 

Mammuts, Metro & Männlichkeit

Episode #004 - Loos jetzt Podcast

 

"Hey, willkommen zu einer weiteren Folge von *Loos jetzt - dem Podcast von und mit …mir natürlich, Alex Loos. 

Heute wird’s wild – und ich meine das wortwörtlich. Wir tauchen ein in das faszinierende Universum männlichen Verhaltens, das uns manchmal direkt in die Steinzeit zurückwirft. Ich rede von Dingen, die wir im Alltag beobachten, die uns irgendwie animalisch vorkommen. 

Du kennst das bestimmt: Da spaziert man nichtsahnend durch die Stadt, und plötzlich – bam – spuckt ein Typ auf den Gehweg.. Oder der Klassiker: Ein Griff in den Schritt. 

Und ich frage mich dann: Leute, sind wir nicht längst zivilisiert? Oder sind das tatsächlich die Überbleibsel unserer steinzeitlichen Prägung?"

Ja, richtig gehört. Diese Dinge, die uns manchmal ein Stirnrunzeln entlocken, sind nicht einfach nur schlechte Angewohnheiten. Sie haben tatsächlich einen Ursprung tief in unserem Gehirn – genauer gesagt in unserem Steinzeithirn. Und zum Glück gibt es kluge Leute wie Louann Brizendine, die uns mit ihrem Buch *Das männliche Gehirn* erklären, warum sich manche Männer in bestimmten Situationen aufplustern, den Macho raushängen lassen oder eben... in den Schritt fassen. Spoiler: Es hat nichts mit schlechtem Benehmen zu tun, sondern mit evolutionärer Biologie. Unsere primitiven Instinkte sind stärker, als wir manchmal denken!

 

Also, werfen wir mal einen Blick darauf, warum genau Männer diese Verhaltensweisen zeigen. Fangen wir mit dem Spucken an. In der Steinzeit war das eine Art Reviermarkierung oder Dominanzgeste. 'Das ist mein Territorium, also lasst mich hier in Ruhe. Da es in der heutigen Zeit etwas komisch wäre, wie ein Rüde das Bein zu heben und überall hinzupinkeln, um sein Revier zu markieren, wird halt gespuckt…was ich ziemlich widerlich finde, nur mal so am Rande bemerkt.

Heute ist es natürlich nicht mehr nötig, aber dieser Urinstinkt, sich abzugrenzen oder zu zeigen, dass man der Alpha ist, scheint manchmal noch durchzubrechen. Es ist, als würde unser Steinzeithirn in solchen Momenten das Kommando übernehmen.

Dann haben wir die Sache mit dem Griff in den Schritt. Brizendine erklärt, dass das männliche Gehirn oft über biologische Dominanzsignale arbeitet. Wenn ein Mann sich so verhält, schickt er unbewusst eine Botschaft: 'Schau her, ich bin stark und zeugungsfähig!' Früher war das wichtig, um in der Gruppe zu zeigen, dass man die Gene hat, um Nachkommen zu zeugen – ein ganz basaler Überlebensinstinkt. Das limbische System, das für diese tiefen Instinkte zuständig ist, schaltet sich also manchmal ein, ohne dass der moderne Mann es überhaupt bemerkt.

Und dann gibt’s noch das Aufplustern. Das kennt ihr sicher – Schultern zurück, Brust raus, der ganze Körper wird größer gemacht. Auch das ist ein uraltes Verhalten aus der Zeit, als wir noch darum kämpfen mussten, wer der Anführer ist. In der Tierwelt sieht man das ja ständig: Männchen blähen sich auf, um Rivalen einzuschüchtern und Weibchen zu beeindrucken. Das machen übrigens nicht nur Affen – auch Vögel und sogar Fische setzen auf diese Taktik.

 

Da frage ich mich manchmal: Wie wäre es, wenn wir diese uralten Verhaltensweisen im modernen Kontext mal richtig nutzen würden? Stell dir vor, du siehst einen Mann, der sich aufplustert, und sagst einfach: 'Wow, beeindruckende Balzshow!' Oder wenn er wieder in den Schritt greift: 'Keine Sorge, wir glauben dir auch so, dass du männlich bist!' Liebe Männer, kleiner Tipp: Wenn ihr das Bedürfnis habt, auf den Gehweg zu spucken oder euch besonders männlich zu präsentieren, versucht es doch mal mit einem Lächeln. Ein charmanter Auftritt kann genauso effektiv sein – und zieht garantiert mehr Sympathiepunkte ab, vor allem bei den Damen.

 

Okay, jetzt aber mal etwas mehr Tiefgang: Warum macht das Gehirn das überhaupt? Unser Steinzeithirn – oder anders gesagt, das limbische System – ist der älteste Teil unseres Gehirns. Es ist für unsere grundlegenden Instinkte verantwortlich, die in der Steinzeit überlebenswichtig waren: Kampf, Flucht, Nahrungssuche und Fortpflanzung. Damals mussten Männer ihre körperliche Stärke ständig beweisen, um sich gegen Konkurrenten durchzusetzen und das Interesse von potenziellen Partnerinnen zu wecken. Dieses Verhalten hat sich über Millionen von Jahren entwickelt, und obwohl unsere Lebensumstände heute ganz anders sind, trägt das limbische System immer noch dazu bei, dass diese Instinkte gelegentlich hochkommen – besonders in Situationen, die als Konkurrenz oder Bedrohung empfunden werden.

 

Das Großhirn, das für rationale Entscheidungen zuständig ist, kann diese Impulse normalerweise unterdrücken – aber manchmal bricht das Steinzeithirn eben durch. Besonders dann, wenn Männer sich gestresst, unsicher oder herausgefordert fühlen. Der Griff in den Schritt oder das Aufplustern sind also Signale, dass das limbische System versucht, die Kontrolle zu übernehmen – sozusagen ein kleines Update aus der Steinzeit.

Und das, obwohl wir längst keine Mammuts mehr jagen müssen.

Manche Männer scheinen in bestimmten Situationen immer noch auf diese Urinstinkte zurückzugreifen. Klar, wir haben heute Anzüge statt Felle und Autos statt Höhlen, aber das Steinzeithirn bleibt immer ein Teil von uns. Doch das Interessante dabei: Wie stark diese archaischen Verhaltensweisen durchbrechen, kann auch mit dem sozialen Umfeld zu tun haben.

 

Hier kommt der Einfluss von Bildung und sozialem Status ins Spiel. Menschen mit höherer Bildung haben oft eine größere emotionale Intelligenz und ein besseres Verständnis für soziale Dynamiken. Sie sind meist in der Lage, ihre instinktiven Reaktionen bewusst zu kontrollieren und zu reflektieren – das Bewusstsein gewinnt in solchen Momenten die Oberhand über das Steinzeithirn. Natürlich,das bedeutet nicht, dass gebildete Männer nie archaische Verhaltensweisen zeigen – aber sie sind sich dessen oft bewusster und können diese Impulse besser steuern.

Andererseits kann es sein, dass Menschen mit einem geringeren Bildungsstand oder einem schwierigen sozialen Umfeld häufiger instinktiv und impulsiv reagieren. Das limbische System, das für diese Steinzeit-Impulse verantwortlich ist, hat hier oft mehr Freiraum, da weniger in mentale Ressourcen wie Reflexion und Selbstkontrolleinvestiert werden. 

Natürlich ist das eine Verallgemeinerung, und jeder Mensch ist anders, aber das Umfeld und die eigene Selbstwahrnehmung haben definitiv einen Einfluss darauf, wie stark unser Steinzeithirn die Oberhand gewinnt.

 

Ein weiteres Buch, das dieses Thema wunderbar aufgreift, ist *Mammutjäger in der Metro* von William F. Allman. Allman beschreibt, wie viele unserer Verhaltensweisen, die wir im modernen Alltag zeigen, direkt aus unserer evolutionären Vergangenheit stammen.

Egal ob wir uns in der U-Bahn – oder eben der Metro – durch die Menschenmassen drängeln oder im Büro unsere Position verteidigen, vieles davon hat mit archaischen Mustern zu tun, die in unserem Gehirn fest verankert sind.

Allman erklärt, dass auch heute, in einer durch und durch technologisierten Welt, das Steinzeithirn einen großen Einfluss auf unser Verhalten hat. 

 

Ob es das Dominanzverhalten in Besprechungen ist oder der Drang, sich in stressigen Situationen durchzusetzen – all das ist tief in uns verwurzelt. Wir agieren oft nach denselben Prinzipien wie damals in der Steinzeit, wenn wir Mammuts gejagt haben: Es geht darum, das Revier zu behaupten und gegenüber Rivalen Stärke zu demonstrieren. 

Und das tun wir heutzutage eben nicht mehr mit Speeren, sondern mit Worten und Gesten…und leider manchmal auch mit dem Spucken auf Gehsteige.

 

Fazit:

Das Steinzeithirn sitzt also tief in uns allen – unabhängig vom Bildungsgrad.

Der Unterschied liegt eher darin, wie stark wir uns unserer Instinkte bewusst sind und wie gut wir sie unter Kontrolle halten können. Letztlich sind wir alle ein bisschen Steinzeitmensch, und das ist auch okay. Wichtig ist, dass wir nicht vergessen: Der echte Erfolg, im Job oder privat, kommt nicht nur von Muskelkraft oder Dominanz – sondern oft auch von Charme, Empathie und kluger Selbstkontrolle.”

 

Das nächste Mal, wenn du einen Mann dabei beobachtest, wie er einen dieser archaischen Instinkte zeigt, denk daran: Es ist nicht immer Absicht – es ist das Steinzeithirn, das da kurz die Oberhand gewinnt. 

Und vielleicht ist es sogar ein kleiner Reminder, dass wir alle ein bisschen mehr mit unseren tierischen Vorfahren gemeinsam haben, als wir uns eingestehen wollen. Bleib neugierig, bleib menschlich, und denk immer daran: Charmant zu sein hat definitiv nichts Steinzeitliches an sich! 

 

In diesem Sinne, bis dahinne...deine Alex

 


Die empfohlenen Bücher in dieser Episode: 

  • Das männliche Gehirn von Louann Brizendine
  • Mammutjäger in der Metro von William F. Allmann